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ZWISCHEN SCHICHTEN SICHTEN

 

Schaut man in die Natur, entdeckt man in der grenzenlosen Vielfalt organischer Unregelmäßigkeit überraschend klare Formen, strenge Symmetrien, Muster und Ordnungen von Linien und strukturierten Flächen. Die rhythmische Wiederholung gleicher, wenn auch nicht identischer Teile, ist ein wesentliches, natürliches Konstruktionsprinzip. Es begegnet uns in Pflanzenkörpern, Eiskristallen, geologischen Schichten oder in den Spuren formender Kräfte, wie Wasser und Wind.

Für Christel Friedmann sind diese Gesetzmäßigkeiten und Ordnungen Inspiration. Sie beobachtet, untersucht, fotografiert und sammelt Eindrücke, um sich mit ihrer ordnenden und strukturierenden Methodik Naturphänomene zu nähern, sie in ihre eigene Formensprache zu übersetzen und neu zu arrangieren.

 

Ihre Bilder sind malerische Zeichnungen. Abstrakte Kompositionen linearer Strukturen, die durch Überlagerung, feine Farbabstufungen und geschickt gesetzte Kontraste Tiefe suggerieren oder optische Täuschungen verursachen. Gleich welche geometrische Formationen die Linienbündel und -verbände bilden, sie erzeugen Spannungsfelder von überraschender Kraft, die am Bildrand nicht aufzuhören scheinen. Die Ästhetik dieser Linienbilder, deren erstaunliche Vollkommenheit im Selbstverständlichen, fast Einfachen liegt, berührt unseren Sinn für das Schöne und Geordnete.

 

Während in den Bildern die Linien Elemente der Weite und Ausdehnung sind, konzentrieren sie sich bei den plastischen Arbeiten von Christel Friedmann ganz nach innen. In Objekten aus geglühtem Draht, Feder- und Edelstahl verdichten sich Linien zu kompakten Körpern mit klarer Form und bewegter Oberfläche. Der Draht wird, seiner Natur gemäß, in unendlich vielen feinen Windungen gebogen und ineinander verflochten. Verblüffend ist das Ergebnis. Für den Betrachter ist es unmöglich, die Objekte nicht zu berühren. Er muss sich vergewissern und sinnlich erfahren, dass diese optisch weich und nachgebend wirkenden Körper tatsächlich aus hartem Material gefertigt sind.

 

Die Titel der Drahtobjekte, wie auch der Linienbilder klingen meist pragmatisch und geben nur spärlich assoziative Verweise. Ganz anders zeigen sich dagegen die Silikonarbeiten. Mit Titeln wie „Schneegarn“, „Eisgrünhell“ oder „Rosenstück“ erzählen sie kleine Geschichten aus der Natur. Einige der abstrakten Reliefs aus synthetischer Füllmasse erinnern tatsächlich an Eiskristalle oder Schneefelder, aber ganz ohne den Anspruch diese Natur nachbilden zu wollen. Der Facettenreichtum an Oberflächenstrukturen ist mannigfaltig und ebenso faszinierend wie die Vielfalt der feinen Farbspiele.

 

Die Formensprache von Christel Friedmanns Kunst ist klar und jedes Werkstück zeigt, dass sie den Umgang mit den Materialien virtuos beherrscht. Die Übersetzung ihres subjektiven Naturempfindens in schlichte, ästhetische Objekte überrascht durch die sinnliche Qualität der Arbeiten. Jedes Werk von Christel Friedmann, dass uns so ganz einfach und selbstverständlich erscheint, birgt auch immer ein kleines Geheimnis.

Brigitte Braun